Josef M. Redl, Initiator der Festivalteilnahme (Oktober 2015)

Was habe ich als Initiator gebibbert in den letzten neun Monaten, als wir dieses Abenteuer umsetzten. Was wurden Pläne geschmiedet, von Rom verworfen, korrigiert und nicht beantwortet. Was drückten uns die Sorge der Finanzierung, die Suche nach Sponsoren, um die Kosten für jeden Einzelnen erträglicher zu gestalten; denn für diesen Auftritt gab es ausschließlich Gottes Lohn, aber auch die unglaubliche Freude, mit dabei sein zu dürfen.

Alles nahm vor vielen Jahren seinen Anfang, als Senator Dr. h. c. Courtial den Hans Berger und mich teilhaben ließ an einem der ersten Musikfestivals in Rom. Es ist das größte sakrale Musikfestival der Welt, das die Hauptakteure, die Wiener Philharmoniker, entscheidend mitgestalten. Täglich treten im späten Herbst über ein bis zwei Wochen die bedeutendsten symphonischen Orchester dieser Welt in den päpstlichen Basiliken bei jeweils bis zu 5.000 Zuhörern kostenlos auf, um mitzuwirken, dass aus dem Erlös dieser Benefizveranstaltungen der Petersdom, die Laterankirche,
St. Paul vor den Mauern und die Basilika Santa Maria Maggiore restauriert werden können. In diesem Jahr u. a. auch der St. Jacob’s Chamber Chor aus Schweden und der Chor und das Orchester der Philharmonie der Nationen unter Justus Frantz.

Heute war es das erste Mal, dass eine große Chorgemeinschaft aus Deutschland, nämlich der „Montinichor“ unter der Leitung von Hans Berger, einen musikalischen Beitrag leisten konnte: das „Festkonzert zu Ehren der Patrona Bavaria“ in der Kirche Sant’Ignazio di Loyola in Campo Marzio war eine umjubelte Aufführung im Rahmen des „XIV. Festivals Internazionale di Musica e Arte Sacra“. Seine königliche Hoheit, Prinz Leopold von Bayern, war selbst anwesend und begeistert. Eine Zuhörerin aus Bad Homburg mailte umgehend: „Das war für mich wirklich >musica sacra<! Bei dem Magnificat konnte ich mir eine Träne kaum verkneifen. Die herrlichen Choräle, die bayerische Orchestrierung waren wunderschön, wirklich wundervoll und außerordentlich bewegend.“ Dr. Helmut Wittmann aus Seeon reflektierte: „Es war großartig in jeder Hinsicht.“

Das war die Pflicht. Die Kür allerdings war noch eindrucksvoller. Weil einmal schon in Rom, durfte der Chor – zusammen mit den mitreisenden Konzertliebhabern – unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Vorabend die vatikanischen Museen besichtigen und in der Sixtinischen Kapelle eine „Elevazione Spirituale“ – ein spirituelles musikalisches Innehalten – von etwa einer knappen halben Stunde begehen. Die Marienlieder, dargeboten durch den „Montinichor“, einer Chorgemeinschaft bestehend aus dem Müllner-Peter-Chor, dem Theaterchor Halsbach, dem Landfrauenchor Rosenheim sowie dem großen Ensemble Hans Berger, trieben unter den Werken von Michelangelo den Zuhörern die Tränen der Rührung, der Bewunderung und des Staunens in die Augen. Da es verboten wurde, ein Instrument mit dorthin zu nehmen, geschah es doch auf wundersame Weise, dass die Zither vom Hans den Weg dorthin gefunden hat. Auf seinem Oberschenkel ruhend erklang sie virtuos wie immer, um den Sängerinnen und Sängern den richtigen Ton zu weisen. Er krönte es mit seinem Lied: „Gott ich danke Dir, dass ich bin und dass ich lebe…“. Einfach wunderbar.

Und da nun schon einmal eine Kirchenchorgemeinschaft in Rom bei diesem Festival zugegen war, lag es ganz einfach auf der Hand, dass diese auch den feierlichen Eröffnungsgottesdienst des Festivals im Petersdom musikalisch gestalten durfte. Es erklang die „Pater-Ruppert-Mayer-Messe“ von Hans Berger mit einem musikalischen Vorspiel aus 200 Kehlen des symphonischen Chores aus Tokio. Wohlgemerkt alles katholische Japaner! Die Bayern trugen ihre eigenen Fürbitten vor und die Souvenirs – extra geprägte Anstecker in Form einer Tiara – segnete der Zelebrant Kardinal Comastri in meinem von mir dargereichten Trachtenhut mangels eines anderen Behältnisses. Der Domzeremoniar strahlte am Ende den Hans mit den Worten an: „Das war die schönste Musik, die ich in den letzten 30 Jahren in diesem Dom gehört habe.“

Natürlich wurde anschließend kräftig gefeiert, wozu Gräfin Hardenberg, die Witwe von Hans Clarin, einlud. Diese Konzertreise wird für alle unvergessen bleiben, noch zu mal der Papst bei der Generalaudienz vor 200.000 (!) Besuchern auf dem Petersplatz in Vertretung für die Anwesenden deutscher Sprache auch den Montinichor namentlich bei großem Applaus begrüßte. Nicht zu toppen war der letzte Tag. Dort begegnete mir der Papst im Campo Santo. Allein. Er grüßte mich und meine Frau mit den Worten „Guten Morgen“ und ließ uns sprachlos und perplex zurück.